Internationale Gemeinden

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Geschichte der Internationalen Gemeinden

Seit der Reformation gehören Internationale Gemeinden zur Kirchengeschichte Deutschlands. Im 16. bis 18. Jahrhundert gründeten Flüchtlinge, die wegen ihres Glaubens verfolgt wurden, evangelische Gemeinden. Die erste Internationale Gemeinde im Deutschen Reich entstand 1525 durch französische Flüchtlinge im damals deutschsprachigen Straßburg1. Ihr bekanntester Gemeindeleiter war 1538 bis 1541 Johannes Calvin.

Um 1700 sprachen in Deutschland etwa 200 Gemeinden Französisch. Sie wurden von Wallonen, Hugenotten und Waldensern gegründet. Dazu bildeten sich Flüchtlingsgemeinden aus den Niederlanden, aus England, Spanien, Böhmen und Österreich.

Geschichte der Migrationsgemeinden

Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, empfängt 1686 die ersten hugenottischen Flüchtlinge in Potsdam. Gemälde von Hugo Vogel, 1885.

Im 19. Jahrhundert begründeten auswärtige Adelige, Diplomaten, Händler und Industrielle evangelische, anglikanische, katholische oder orthodoxe Gemeinden. Nach dem Ersten Weltkrieg flohen viele Russen und Armenier nach Deutschland und bildeten eigene Gemeinden. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden „Displaced Persons“ und andere Osteuropäer in neugegründeten Gemeinden eine kirchliche Heimat in Deutschland.

Als 1955 bis 1973 über 14 Millionen „Gastarbeiter“ nach Deutschland kamen, richtete die römisch-katholische Kirche muttersprachliche Gemeinden für Italiener, Spanier, Portugiesen und Kroaten, später auch für Polen und andere Sprachgruppen ein (aktuell 460 Gemeinden). Griechen und Serben bauten orthodoxe Gemeinden auf. Heute gibt es etwa 450 orthodoxe und orientalisch-orthodoxe Gemeinden. Evangelische Zuwanderer aus Europa und Asien bildeten in den 1970er Jahren etwa fünfzig und in den 1990er Jahren einige hundert Gemeinden.

Die meisten der 2.000 bis 3.000 evangelischen internationalen Gemeinden sind erst in den letzten 30 Jahren entstanden. Die Mehrheit davon wurde von Gemeindeleitern aus Afrika (vor allem aus West- und Zentralafrika, insbesondere Ghana) und Asien gegründet (vor allem aus Korea, viele auch aus China, Vietnam und Indonesien, zuletzt aus dem Iran und arabischen Ländern). Die übrigen Gemeinden haben Wurzeln in Europa, Nordamerika sowie Lateinamerika. Manche Gemeinschaften haben sich so weit internationalisiert, dass sie keiner Herkunftsregion zugeordnet werden können.

Einige Gemeinden wollen für ihre Community eine geistliche Heimat schaffen. Andere verstehen sich als Missionare, die den Glauben der Deutschen wieder wecken („reverse mission“) oder ihre Landsleuten zum christlichen Glauben einladen wollen. Viele von ihnen zählen zur pfingstlerisch- charismatischen Bewegung, zu der weltweit 200 bis 600 Millionen Christen gehören und die schnell wächst.

Mehr zur Geschichte von internationalen Gemeinden erfahren Sie in diesem Aufsatz: Migration verändert die kirchliche Landschaft in Deutschland. Entwicklung und Geschichte der Migrationskirchen. In: Rammelt, Claudia/ Hornung, Esther/ Octavian Mihoc, Vasilie (Hrsg.) Begegnung in der Glokalität. Christliche Migrationskirchen in Deutschland im Wandel. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 77 - 90.

1 Eberhard Gresch: Die Hugenotten. Geschichte, Glaube und Wirkung, Leipzig, 5. Auflage 2015, S. 84 und 129.